Zusammenfassung
Die großen prospektiven Studien über die Nebenwirkungen der oralen Kontrazeptiva haben
übereinstimmend ein erhöhtes Risiko thromboembolischer Erkrankungen gefunden, wobei
es starke Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Dosis des Ethinylestradiols (EE)
gibt. Aufgrund der Empfehlungen vieler medizinischer Gremien ist deshalb die EE-Dosis
immer weiter reduziert worden; inzwischen gibt es in einigen Ländern schon Kombinationspräparate
mit 20 μg EE. Wegen des relativ seltenen Auftretens und der hohen Dunkelziffer (90%)
ist es schwierig, dosisabhängige Unterschiede bei den Komplikationen nachzuweisen;
doch ist neben den Thromboembolien und Schlaganfällen auch die Inzidenz gutartiger
Lebertumoren und Gallenblasenerkrankungen in Abhängigkeit von der EE-Dosis erhöht.
Eine Reihe von Stoffwechselparametern wird dosisabhängig vom EE verändert, wobei die
Gestagenkomponente modulierend wirken kann, z.B. Serum-Bindungsproteine, Gerinnungs-
und Fibrinolysefaktoren, Angiotensinogen. Bei rezeptorabhängigen Prozessen ist die
Dosisabhängigkeit aber limitiert. Bei höheren EE- Dosen sind Fibrinablagerungen im
vaskulären Subendothel erleichtert. Die pharmakologischen Wirkungen des EE verlaufen
in einem weiten Bereich dosisabhängig, z.B. die irreversiblen Reaktionen des EE und
anderer ethinylierter Steroide mit hepatischen Enzymen, die für die Metabolisierung
der Steroide, vieler Medikamente sowie toxischer Substanzen verantwortlich sind. Immerhin
kommt es während der Langzeitbehandlung mit Kombinationspräparaten, die 50 μg EE enthalten,
bei der Hälfte der Frauen zu pathologischen Veränderungen partieller Leberfunktionen,
die sich auch morphologisch manifestieren.
Da sich Präparate mit niedriger EE-Dosis und einer ausreichend wirksamen Gestagenkomponente
hinsichtlich der kontrazeptiven Sicherheit und der Zykluskontrolle nicht von den höher
dosierten unterscheiden, gibt es keine Indikation für Präparate mit 50 μg EE - mit
Ausnahme der 2-Phasen-Präparate bei anhaltenden Zwischenblutungen unter der „Mikropille“.
Abstract
The large prospective studies on adverse effects of oral contraceptives have unanimously
revealed an increased risk of thromboembolic diseases, which seem to be associated
with the dose of ethinylestradiol (EE). According to the recommendations of several
medical committees, the dose of EE has, therefore, been more and more reduced; in
some countries there are now ovulation inhibitors containing 20 μg EE. Since serious
reactions, which have a relatively low incidence, are highly underreported (less than
10%), it is difficult to prove dose-dependent differences in the rates of cardiovascular
diseases. There is, however, virtually no doubt that not only the incidence of thromboembolic
diseases and stroke, but also that of benign liver tumours and gall bladder diseases
is increased in relation to the EE-dose.
A series of metabolic serum parameters, e.g. serum binding proteins, coagulation and
fibrinolysis factors, angiotensinogen, is changed by EE in a dosedependent manner
which is, however, limited when the effects are receptor-mediated. Higher doses of
EE have been shown to facilitate fibrin deposits on vascular subendothelium. The pharmacological
effects of EE are to a large extent dependent on the dose, e.g. the irreversible reactions
of EE and other ethinylated steroids with hepatic enzymes which are involved in the
metabolism of steroids, drugs and toxic compounds. After long-term treatment with
combinations containing 50 μg EE, in half of the women, abnormal liver function tests
with pathological morphological alterations have been found.
As combinations with low EE doses and a sufficiently effective progestogen component
do not differ from higher dosed oral contraceptives in their contraceptive safety
and cycle control, there are no indications for pills containing 50 μg EE, except
the normophasic sequential preparations for women with sustained irregular bleedings
when taking low dose combinations.